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Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, 14 K 1768/21

Datum:
19.07.2022
Gericht:
Verwaltungsgericht Gelsenkirchen
Spruchkörper:
14. Kammer
Entscheidungsart:
Urteil
Aktenzeichen:
14 K 1768/21
ECLI:
ECLI:DE:VGGE:2022:0719.14K1768.21.00
 
Schlagworte:
Versammlung Versammlungsbestätigung Nichtstörer Störer polizeilicher Notstand Klagebefugnis Fortsetzungsfeststellungsinteresse Feststellungsinteresse Ortsauflage
Normen:
VersammlG § 15 VwGO § 113 Abs 1 Satz 4 VwGO § 114 VwGO § 42 Abs 2 IfSG § 28 IfSG § 28a
Leitsätze:

1. Der Versammlungsleiter kann als "Inhaltsadressat" der Auflagen in einer Versammlungsbestätigung, persönlich klagebefugt sein, da er als verantwortlicher Versammlungsleiter im Rahmen der §§ 8, 10, 11 VersG (Bund) u.a. zur Bekanntgabe der Auflagen in Anspruch genommen und ihm als verantwortlichem Leiter auch eine Kontrolle der Einhaltung der Auflagen mit einem Einschreiten bis hin zur Auflösung der Versammlung abverlangt wird. Er kann sichsich neben Veranstalter und Teilnehmern grundsätzlich auf das Grundrecht aus Art. 8 Abs. 1 Grundgesetz (GG) berufen

2.Eine Verlegung des Versammlungsortes durch die Versammlungsbehörde ist regelmäßig dazu geeignet, den geschützten Kernbereich des Art. 8 GG zu betreffen und demzufolge einen erheblichen Grundrechtseingriff zu bewirken.

3.Allein der Umstand, dass die Versammlung aufgrund einer gerichtlichen Wiederherstellung des Suspensiveffekts der Klage wie angemeldet stattfinden konnte, lässt das Feststellungsinteresse nicht entfallen.

4. Infektionsschutzrechtliche Anforderungen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit können grundsätzlich Grundlage für versammlungsrechtliche Auflagen und Beschränkungen nach § 15 Abs. 1 VersG sein.

6. Die Bestimmungen des IFSG modifizieren den Störerbegriff nicht so weit, dass die allgemeinen Grundsätze zur Störerauswahl sowie die im Versammlungsrecht maßgeblichen Ermessensmaßstäbe völlig in den Hintergrund treten.

 
Tenor:

Es wird festgestellt, dass die Auflage Nr. 1 aus dem Auflagenbescheid vom 30. April 2021 rechtswidrig war.

              Der Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits

              Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar.

              Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kläger vor der Vollstreckung in gleicher Höhe Sicherheit leistet.

 
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