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Oberverwaltungsgericht NRW, 20 D 79/14.AK

Datum:
03.12.2015
Gericht:
Oberverwaltungsgericht NRW
Spruchkörper:
20. Senat
Entscheidungsart:
Urteil
Aktenzeichen:
20 D 79/14.AK
ECLI:
ECLI:DE:OVGNRW:2015:1203.20D79.14AK.00
 
Schlagworte:
Raumordnung, Ziel, Landesentwicklungsplan, Genehmigung, luftverkehrsrechtlich, Fluglärm, Schutz, Verlängerung, Betriebszeit, Verkehrsflughafen, Nachtzeit, Nachtflug, Betrieb, Abwägung, Verkehrsinteresse, Mangel, Begründung, nachvollziehbar, Bedarf, Nachfrage, zukünftig, Gewichtung, erheblich, Anwohner, Lärmschutz, Lärmbelastung, Unzumutbarkeitsschwelle, fachplanerisch, Verkehrsprognose, Flughafenwahlmodell, offenlegen, Prüfung
Normen:
ROG § 3 Abs. 1
Leitsätze:

1. Weder der Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1995 noch der nordrhein-westfälische Landesentwicklungsplan Schutz vor Fluglärm aus dem Jahr 1998 enthalten Ziele der Raumordnung im Sinne von § 3 Abs. 1 Nr. 2 ROG, die einer Änderung einer luftverkehrsrechtlichen Genehmigung gemäß § 6 LuftVG entgegenstehen, mit der die Betriebszeit eines Verkehrsflughafens (erstmals) über 22.00 Uhr hinaus verlängert wird.

2. Die (erstmalige) Genehmigung von nächtlichen Betriebszeiten erfordert mit Blick auf § 29b Abs. 1 Satz 2 LuftVG im Rahmen der erforderlichen Abwägung unter anderem eine sorgfältige Beurteilung der öffentlichen Verkehrsinteressen; eine diesbezügliche Abwägung, die im Ergebnis von gewichtigen öffentlichen Verkehrsinteressen ausgeht, leidet an einem erheblichen Mangel, wenn sie nicht ausreichend zwischen dem in Rede stehenden Bedarf, besonderen Gründen, welche die Inanspruchnahme der Nachtzeit rechtfertigen, und der Gewichtung eines solchermaßen "gerechtfertigten" Bedarfs trennt und deshalb nicht nachvollziehbar ist.

3. Ein erheblicher Abwägungsmangel liegt ferner dann vor, wenn im Rahmen der Beurteilung der Lärmschutzinteressen der Flughafenanwohner zwar (auch) die Lärmbelastung unterhalb der fachplanerischen Unzumutbarkeitsschwelle in den Blick genommen und als gering gewichtig angesehen wird, es jedoch an Feststellungen zur Intensität und zum Umfang der insoweit einzubeziehenden Betroffenheiten fehlt.

4. Komplexe Verkehrsprognosen, mit denen ein Vorhabenträger einen zukünftigen Bedarf darzulegen versucht, bedürfen im Rahmen einer Genehmigungsentscheidung einer sorgfältigen Prüfung durch die Genehmigungsbehörde; aus § 40 LuftVZO ergibt sich nichts anderes. Beruht eine Verkehrsprognose wesentlich auf einem sog. Flughafenwahlmodell, fehlt es an einem nachvollziehbar und einleuchtend begründeten (Prognose-)Ergebnis, wenn wesentliche Schritte im Rahmen der Anwendung des Modells nicht offengelegt werden.

 
Tenor:

Die Genehmigung des Beklagten vom 23. Mai 2014 ist rechtswidrig und darf nicht vollzogen werden.

Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

Der Beklagte und die Beigeladene tragen die Gerichtskosten und die außergerichtlichen Kosten der Kläger je zur Hälfte sowie ihre eigenen außergerichtlichen Kosten jeweils selbst.

Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der jeweilige Vollstreckungsschuldner kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der jeweilige Vollstreckungsgläubiger vor der Vollstreckung Sicherheit in entsprechender Höhe leistet.

Die Revision wird nicht zugelassen.

 
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